Dienstag, 27. Oktober 2015

Zeitplan unter der Woche

So,
da ich momentan krank im Bett liege, nutze ich die Gelegenheit um mal wieder was zu schreiben. da viele Leute nach der Arbeit fragen und was ich da so genau mache, habe ich nun mal einen Zeitplan erstellt.

Zeitplan

9.00-10.30: Aufstehen, Frühstücken
10.30-11.00: (Noch) mit dem Fahrrad zur Arbeit
11.00-12.45: (Offiziell): Arbeiten in Form von Hausmeistertätigkeiten: Putzen,Wischen,Fegen,Müll aufsammeln,.... In Wirklichkeit ist dieser Teil meistens schnell erledigt und so ist schon um ca. 11.45 Pause
12.45-14:30 Mittagspause, die im WLAN, am Klavier oder beim Basketballspielen verbracht wird. Meistens gehen wir dann zu Salvatore (Chef) nach Hause, der sein Haus direkt beim Centro hat. Dort wird immer (wirklich immer) Pasta zusammen mit seiner Tochter Sara (16) und Ellia (14) gegessen. Ab und zu wird diese Pasta auch ins Centro von Salvatore gebracht und es wird dort gegessen. Mittagessen bekommen wir also gestellt.
14.30-16.00: Hausaufgaben, Lesen mit den Kindern
16.00-18 Uhr: Spielen mit den Kindern: Jetzt im Herbst meistens Mensch-ärger-dich nicht (Non t'arrabiare) oder andere Brettspiele und später dann fast immer Völkerball in einer kleinen Halle. Einmal habe ich mit den Kindern auch "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" gespielt, dieses Spiel nennt sich hier jedoch übersetzt: "Wer hat Angst vorm deutschen Pastor".
Wenn es wärmer ist dürfen die Kinder auch rausgehen, dort wird dann Basketball, Volleyball oder auch Fußball gespielt, was mir mit den Kids natürlich am meisten Spaß macht.
So um 18 Uhr ist dann Feierabend, dann kaufe ich meistens ein, esse was oder mache Sport.

Wie alt sind die Kinder, wer arbeitet noch dort?

Also, die Kinder mit denen ich zur Zeit am meisten zu tun habe sind 6-11 Jahren alt. Diese Kinder sind beim Hausaufgaben machen in einem Raum, aufgeteilt nach Alter. In einem anderen Raum sind dann noch Kindern von 12-14 wobei die zwei 14 jährigen kommen wirklich nur zum Hausaufgaben machen. Zur Zeit ist es so, dass diese zwei Altersgruppen auch meistens getrennt spielen.

"Kollegen" habe ich natürlich auch, die kommen aber alle um 14.30 mit den Kindern.
Sie bestehen zum einem aus zwei Damen, die eine, Anna, schätze ich auf Mitte 50, die andere eine ältere Frau im Rentenalter. Beiden ist anzumerken, dass sie nicht wirklich die größte Lust an ihrem Job haben, und Anna ist auch die, vor denen die Kinder am meisten Respekt haben und auf die sie ohne wenn und aber hören. Auch wenn sie vielleicht für meinen Geschmack etwas zu streng ist, hilft sie mir auch oft in Situationen, wo ich noch nicht so gut durchgreifen kann. Sie sorgt für Ruhe im Haus.
Dann die 27 jährige Francesca, die nicht nur bei den Hausaufgaben hilft, sondern auch sehr fürsorglich mit den Kindern umgeht wenn sie Problemen haben. Zwar ist sie auch streng, aber sie sagt selber auch, dass sie ihren Job liebt und die Kinder mögen sie auch alle.
Sergio, auch eigentlich schon im Rentenalter, ist auch eher streng und versucht vielleicht etwas zu oft den Kindern klarzumachen, dass sie zu dumm für das alles sind. Trotzdem ist er total nett und macht auch oft Späße mit den Kindern und mir. Man merkt, dass er selber Enkel hat und hinter der harten Schale versteckt sich ein fürsorglicher Mann der gut mit den Kindern umzugehen weiß.
Bei den älteren Kindern ist dann Patrizia, auch so um die Ende 50, die auch sehr streng ist, aber mir immer total nett und offen gegenüber getreten ist.
Dabei ist ihr Sohn, so Mitte 20, der für zwei Jahre in Ulm gelebt hat. Dort hat er auch ein soziales Jahr gemacht und später noch eins angehängt um dort zu arbeiten. Mit ihm habe ich noch nicht so viel zu tun.
Nach den Hausaufgaben kommt dann noch Franca, schon seit 25 Jahren im Centro, und die "gute Seele des Hauses". Sie macht für uns "Arbeiter" Espresso nach den Hausaufgaben und spielt Spiele mit den Kindern.
Salvatore, mein Chef, ist meistens im Büro und hat weniger direkt mit den Kindern zu tun.

Das war es auch schon von mir, ein kleiner Einblick in meine Arbeit, ich hoffe es geht euch allen gut.


Euer Klemens



Sonntag, 11. Oktober 2015

Ebbe


Ich sitze gerade auf meinem Fensterbrett, habe es mir ein wenig gemütlich gemacht und schaue aufs Meer hinaus. Es ist ruhig hier, direkt am Park, das einzige was man leise hört ist Vogelgezwitscher, Autos auf der Straße und ruhige Musik aus der Wohnung unserer Nachbarn aus der Elfenbeinküste.
Untypisch, diese Ruhe für Neapel. Normal ist Neapel ständig im Trubel, laut und chaotisch. Aber meine Wohnung hier in Portici gleicht einer Oase, Bäume und Häuser dämpfen den Lärm der Straße und man kann in dem etwas heruntergekommenen aber dennoch idyllischen Park abschalten.
Es ist vor allem gerade die "Ruhe nach dem Sturm". Gestern hat es den ganzen Tag stark geregnet und abends hat es bis tief in die Nacht rein gewittert. Viele Äste von den Bäumen sind abgeknickt und abends verschanzte man sich in die Wohnung. Wenn einen nicht das undichte Fenster stört (durch den starken Wind kam der Regen praktisch waagerecht auf das Fenster, sodass ich Handtücher hinlegen musste, damit nicht alles unter Wasser geht), lädt das Wetter zum Nachdenken ein.
Deswegen auch der Titel: "Ebbe". Die Ebbe nach der Flut gestern aber auch die "psychische Ebbe" die vor allem nun im Oktober, November und Dezember kommt.
Diese Ebbe wurde in Seminaren oft besprochen viele sprachen von einem "Loch" in welches man fällt und die schwierigste Phase sei dies jetzt.
Denn die "Anfangseuphorie" ist verflogen, Sprachbarrieren sind noch beständig und man konnte noch nicht wirklich Kontakt zu gleichaltrigen Einheimischen schließen. Alltag ist eingekehrt in Neapel. Die Arbeit gleicht sich, da man als Neuankömmling noch nicht allzu viel zu sagen hat und so hat man viel Zeit zum Nachdenken.
Gedanken wie "Was machst du hier eigentlich" "Ich will nach Hause" "Warum machst du den Scheiss nicht in Deutschland?" kreisen einen dann Nachts im Kopf herum. Aber nicht nur durch die gute Vorbereitung durch die Seminare sondern auch durch eine gute Erziehung bin ich in diese Sache ohnehin nicht blauäugig reingegangen und wusste, dass solche Phasen kommen werden. Es gilt diesen Gedanken nicht allzuviel Bedeutung zuzumessen.
Vor allem ist mir aber auch bewusst, dass dieser Freiwilligendienst ein Prozess ist den man durchmacht. Es ist ein Prozess, ein Weiterbilden und manchmal auch ein Kampf mit sich selber. Aber nur aus so etwas kann man gestärkt hervorgehen und was fürs Leben lernen.
Zudem sind solche Phasen auch wichtig, wenn auch schmerzhaft, doch weiß ich vorallem auch durch so etwas durchzugehen und diese zu überstehen... Denn das nicht alles super hier wird, dass wusste ich von Anfang an.
Die Tatsache, dass ich in einer Beziehung bin, macht diesen Kampf nicht einfacher, aber weiß ich von Gesprächen, dass so etwas Bestand haben kann und auch von meinen beiden Brüdern habe ich in der Hinsicht viel lernen dürfen. Auch wenn es schwierig wird nicht den Kopf in den Sand zu stecken und weiter dran fest halten, an das was einem wichtig ist.
Worte von Freunden, von der Familie, der Freundin oder Bekannten können da oft sehr helfen.+
Ich bin auch für jede nicht so gute Erfahrung dankbar sofern sie mich weiterbringen können und weiß das dies eine einmalige Chance ist! Vor allem weiß ich dass nach der Ebbe auch schnell wieder die Flut kommt...

Klemens


P.S: Meine Kamera war in der Reparatur und die Bilder die ich dann machen kann wenn sie da ist werden kommen, versprochen!! Dann auch wahrscheinlich öfter mal Updates nur mit Fotoeindrücken.

Gerne freue ich mich über ein Feedback oder das Weiterleiten dieses Bloggs:)