Sonntag, 11. Oktober 2015

Ebbe


Ich sitze gerade auf meinem Fensterbrett, habe es mir ein wenig gemütlich gemacht und schaue aufs Meer hinaus. Es ist ruhig hier, direkt am Park, das einzige was man leise hört ist Vogelgezwitscher, Autos auf der Straße und ruhige Musik aus der Wohnung unserer Nachbarn aus der Elfenbeinküste.
Untypisch, diese Ruhe für Neapel. Normal ist Neapel ständig im Trubel, laut und chaotisch. Aber meine Wohnung hier in Portici gleicht einer Oase, Bäume und Häuser dämpfen den Lärm der Straße und man kann in dem etwas heruntergekommenen aber dennoch idyllischen Park abschalten.
Es ist vor allem gerade die "Ruhe nach dem Sturm". Gestern hat es den ganzen Tag stark geregnet und abends hat es bis tief in die Nacht rein gewittert. Viele Äste von den Bäumen sind abgeknickt und abends verschanzte man sich in die Wohnung. Wenn einen nicht das undichte Fenster stört (durch den starken Wind kam der Regen praktisch waagerecht auf das Fenster, sodass ich Handtücher hinlegen musste, damit nicht alles unter Wasser geht), lädt das Wetter zum Nachdenken ein.
Deswegen auch der Titel: "Ebbe". Die Ebbe nach der Flut gestern aber auch die "psychische Ebbe" die vor allem nun im Oktober, November und Dezember kommt.
Diese Ebbe wurde in Seminaren oft besprochen viele sprachen von einem "Loch" in welches man fällt und die schwierigste Phase sei dies jetzt.
Denn die "Anfangseuphorie" ist verflogen, Sprachbarrieren sind noch beständig und man konnte noch nicht wirklich Kontakt zu gleichaltrigen Einheimischen schließen. Alltag ist eingekehrt in Neapel. Die Arbeit gleicht sich, da man als Neuankömmling noch nicht allzu viel zu sagen hat und so hat man viel Zeit zum Nachdenken.
Gedanken wie "Was machst du hier eigentlich" "Ich will nach Hause" "Warum machst du den Scheiss nicht in Deutschland?" kreisen einen dann Nachts im Kopf herum. Aber nicht nur durch die gute Vorbereitung durch die Seminare sondern auch durch eine gute Erziehung bin ich in diese Sache ohnehin nicht blauäugig reingegangen und wusste, dass solche Phasen kommen werden. Es gilt diesen Gedanken nicht allzuviel Bedeutung zuzumessen.
Vor allem ist mir aber auch bewusst, dass dieser Freiwilligendienst ein Prozess ist den man durchmacht. Es ist ein Prozess, ein Weiterbilden und manchmal auch ein Kampf mit sich selber. Aber nur aus so etwas kann man gestärkt hervorgehen und was fürs Leben lernen.
Zudem sind solche Phasen auch wichtig, wenn auch schmerzhaft, doch weiß ich vorallem auch durch so etwas durchzugehen und diese zu überstehen... Denn das nicht alles super hier wird, dass wusste ich von Anfang an.
Die Tatsache, dass ich in einer Beziehung bin, macht diesen Kampf nicht einfacher, aber weiß ich von Gesprächen, dass so etwas Bestand haben kann und auch von meinen beiden Brüdern habe ich in der Hinsicht viel lernen dürfen. Auch wenn es schwierig wird nicht den Kopf in den Sand zu stecken und weiter dran fest halten, an das was einem wichtig ist.
Worte von Freunden, von der Familie, der Freundin oder Bekannten können da oft sehr helfen.+
Ich bin auch für jede nicht so gute Erfahrung dankbar sofern sie mich weiterbringen können und weiß das dies eine einmalige Chance ist! Vor allem weiß ich dass nach der Ebbe auch schnell wieder die Flut kommt...

Klemens


P.S: Meine Kamera war in der Reparatur und die Bilder die ich dann machen kann wenn sie da ist werden kommen, versprochen!! Dann auch wahrscheinlich öfter mal Updates nur mit Fotoeindrücken.

Gerne freue ich mich über ein Feedback oder das Weiterleiten dieses Bloggs:)

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